UNGLÜCKLICHE NIEDERLAGE NACH OVERTIME-KRIMI

Es war eine hochklassige und extrem spannende Partie mit dem glücklicheren Ende für die Gastgeber: s.Oliver Würzburg musste sich am Samstag im Duell um die Playoff-Plätze der easyCredit BBL bei ratiopharm ulm nach Verlängerung hauchdünn mit 94:95 (44:48, 85:85) geschlagen geben. Nationalspieler Ismet Akpinar traf für Ulm erst den entscheidenden Dreier zum Ausgleich mit der Schlusssirene der regulären Spielzeit und dann knapp zwei Sekunden vor dem Ende der Verlängerung auch die beiden Freiwürfe zum Sieg. Bester Werfer der Partie war Xavier Cooks mit 24 Punkten. Mit Cameron Wells (17), Jordan Hulls (15), Devin Oliver (12) und Brad Lösing (11) punkteten vier weitere Würzburger Spieler zweistellig. Weiter geht es für s.Oliver Würzburg bereits am Mittwoch um 19:00 Uhr in der heimischen s.Oliver Arena: Gegen Pallacanestro Varese wollen Denis Wucherer und sein Team mit den eigenen Fans und einem 23-Punkte-Vorsprung aus dem Hinspiel im Rücken den Einzug ins FIBA Europe Cup-Finale schaffen. 

Vor 6.200 Zuschauern in der ausverkauften ratiopharm arena entwickelte sich beim Duell des Siebten mit dem Achten der easyCredit BBL eine von beiden Seiten intensiv geführte und hochklassige Partie auf Augenhöhe, in der sich während der gesamten Spielzeit kein Team einen entscheidenden Vorteil herausspielen konnte. Schon im ersten Viertel wechselte die Führung viermal, ehe die Gäste aus Unterfranken sich mit einem 10:0-Lauf in den letzten zweieinhalb Minuten einen Vorsprung von sieben Punkten herauswerfen konnten. Jordan Hulls traf einen Sprungwurf mit ablaufender Uhr am Ende des ersten Viertels zum Zwischenstand von 16:23 - einer von vielen Buzzerbeatern in dieser spektakulären Partie. 

Den zweiten Abschnitt eröffnete der spätere Matchwinner Ismet Akpinar mit einem Dreier zum 19:23, nach 14 gespielten Minuten lagen die Gäste aber immer noch mit sieben Zählern vorne (26:33). Das änderte sich noch vor der Halbzeit: Ulm nahm sich seine offensiv stärkste Phase in den letzten sechs Minuten von Viertel Nummer zwei und konnte mit einer knappen 48:44-Führung in die Kabinen gehen. Nach dem Seitenwechsel setzte sich das Spiel der kurzen Läufe weiter fort - erst setzten sich die Ulmer durch eine Dreier von Ryan Thompson auf sieben Zähler ab (51:44, 31. Minute), dann waren es die Gäste, die den Spielstand bis zum Ende des dritten Viertels erneut drehen konnten. Cameron Wells versenkte wieder mit dem Buzzer einen Korbleger zum 66:69 nach 30 Minuten. 

Dramatisch wurde es dann in den letzten gut drei Minuten der regulären Spielzeit. Dabei spielte den Ulmern in die Hände, dass es s.Oliver Würzburg gleich zweimal nicht gelang, bei einer Fünf-Punkte-Führung in der Crunchtime den Sack zuzumachen. „Diese Niederlage geht auf unsere eigene Kappe“, sagte Jordan Hulls hinterher: „Wir hatten genug Möglichkeiten, das Spiel für uns zu entscheiden.“ Die Partie endete mit vier 5:0-Läufen hintereinander: Zweimal setzten sich die Unterfranken ab (75:80 und 80:85), zweimal kamen die Schwaben wieder zurück - am Ende mit einem spektakulären Dreier von Ismet Akpinar aus gut zehn Meter mit der Schlusssirene. Die Möglichkeit zur Verlängerung holten sich die Hausherren, weil sie 3,7 Sekunden vor dem Ende bei einem Würzburger Einwurf in der Ulmer Hälfte einen Ballverlust erzwingen konnten. 

Auch in der Overtime lag s.Oliver Würzburg 37 Sekunden vor dem Ende nach einem Dreier von Cameron Wells mit 91:94 vorne, konnte sich für den starken Auftritt aber nicht belohnen. Nach einer Auszeit seines Trainers Thorsten Leibenath setzte sich Ismet Akpinar mit einem schwierigen Korbleger durch - 93:94, noch 20 Sekunden zu spielen. Ein Fehlpass beim Einwurf brachte Ulm sofort wieder zurück in Ballbesitz: Erst blockte Gabriel Olaseni den nächsten Wurfversuch des Nationalspielers im anschließenden Kampf um den Ball entschieden die Schiedsrichter dann aber auf Foul gegen Olaseni und zwei Freiwürfe für Akpinar, der mit 1,3 Sekunden auf der Uhr beide Würfe zum Endstand traf.

So schnell wie möglich abhaken und für die nächste wichtige Aufgabe regenerieren heißt jetzt die Devise: Am Mittwoch wollen Denis Wucherer und seine Schützlinge in die Endspiele um den FIBA Europe Cup einziehen. Um 19:00 Uhr ist Pallacanestro Varese in der s.Oliver Arena zu Gast und wird alles versuchen, die 23 Punkte Differenz aus dem Hinspiel aufzuholen. Tickets für das Halbfinal-Heimspiel gibt es im Online-Shop und an der Abendkasse.

 

RATIOPHARM ULM - S.OLIVER WÜRZBURG 95:94 n.V. (16:23, 32:21, 18:25, 19:16, 10:9) 

Für s.Oliver Würzburg spielten:
Xavier Cooks 24 Punkte/2 Dreier (9 Rebounds), Cameron Wells 17/1 (7 Assists), Jordan Hulls 15/1 (3 Steals), Devin Oliver 12/1 (9 Rebounds), Brad Lösing 11/1 (3 Steals), Gabriel Olaseni 9 (8 Rebounds), Mike Morrison 6, Florian Koch, Julian Albus, Felix Hoffmann. 

Top-Performer Ulm:
Dwayne Evans 21/2 (9 Rebounds), Ismet Akpinar 18/4, Patrick Miller 15/1 (8 Assists), Ryan Thompson 13/3 (3 Steals), Javonte Green 11.
 

Key Stats:
Feldwurfquote:
Würzburg 52 Prozent - Ulm 48 Prozent
Freiwürfe: Würzburg 18 von 26 (69 Prozent) - Ulm 22 von 27 (81 Prozent)
Fastbreak-Punkte: Würzburg 9 - Ulm 20

 

STIMMEN ZUM SPIEL

Jordan Hulls, s.Oliver Würzburg:
„Ulm hat bei den Einwürfen am Ende sehr viel Druck gemacht. Diese Niederlage geht durch einige Fehler in der entscheidenden Phase auf unsere eigene Kappe, denn wir hatten genug Möglichkeiten, das Spiel für uns zu entscheiden. Das ist für uns eine bittere Niederlage im Playoff-Rennen. Wir müssen daraus lernen und uns sofort wieder auf das nächste Spiel konzentrieren.“

Denis Wucherer, Headcoach s.Oliver Würzburg:
„Ich habe mir in den letzten Jahren zahllose Male von Schiedsrichtern anhören müssen, dass sie am Ende das Spiel nicht entscheiden wollen. Heute gab es knapp zwei Sekunden vor dem Ende der Verlängerung einen Foulpfiff, bei dem es keinem der 6.200 Leute in der Halle aufgefallen wäre, wenn es ihn nicht gegeben hätte. Insofern bin ich natürlich maßlos enttäuscht über diesen Pfiff und über die Tatsache, dass uns dadurch die Chance auf den Sieg genommen wurde.“ 

Thorsten Leibenath, Headcoach ratiopharm ulm:
„Es war ein sehr hochklassiges Spiel auf Augenhöhe von beiden Teams. Das wird dadurch unterstrichen, dass es in die Verlängerung ging und es am Ende nur mit einem Punkt entschieden wurde. In der zweiten Halbzeit war das Momentum ganz klar auf Würzburger Seite. Ein solches Spiel hätten wir wahrscheinlich vor drei oder vier Monaten nicht mehr in die Overtime bekommen. Inzwischen sind wir mental gefestigt, spielen insgesamt besser und verdienen uns dadurch ein Stück weit auch das Glück, in die Verlängerung zu gehen und einen knappen Pfiff 1,5 Sekunden vor Schluss. Wir sind heute ein glücklicher Sieger. Es hätte sich auch niemand beschwert, wenn Würzburg das Feld als Sieger verlassen hätte. Völlig unberechtigt ist der Sieg aus meiner Sicht trotzdem nicht. Wer Würzburg heute gesehen hat wird sich darin bestätigt fühlen, dass beide Teams gute Chancen haben, in die Playoffs einzuziehen.“ 

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Overtime-Krimi in Ulm

Foto: Heiko Becker