Die FIT/One Würzburg Baskets haben ratiopharm ulm im ersten Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft an den Rand einer Heimniederlage gebracht und erst nach Verlängerung knapp mit 87:91 verloren. Die favorisierten Gastgeber lagen im Verlauf der zweiten Halbzeit mit zwölf Punkten in Führung, ehe die Baskets im vierten Viertel noch einmal einen Gang hochschalten und den Spielstand ausgleichen konnten. In den Schlusssekunden der regulären Spielzeit konnten die Baskets gleich mehrere Chancen zum Sieg nicht nutzen und mussten daher zum zweiten Mal innerhalb von 75 Stunden in die Verlängerung. In der Overtime trafen die Ulmer ihre Würfe besser und konnten sich dank Noa Essengue, Ben Saraf und Justinian Jessup live bei Dyn knapp durchsetzen.
Topscorer der Partie war Ulms Youngster Noa Essengue mit 22 Punkten. Auf Würzburger Seite trafen Mike Lewis II (21), Davion Mintz (16), Jhivvan Jackson (15) und Kapitän Zac Seljaas (12) zweistellig, Hannes Steinbach (7 Punkte) hatte mit 18 Rebounds schon wieder einen persönlichen Rekord und stellte außerdem den Saisonbestwert der easyCredit BBL ein. Spiel 2 der Serie findet am Mittwoch um 18:30 Uhr in der bereits restlos ausverkauften tectake ARENA statt, Spiel 3 am kommenden Samstag um 18:30 Uhr wieder in Ulm. Sollte dann noch kein Team drei Siege geholt haben, geht es am 10. Juni (Dienstag, 18:30 Uhr) mit Spiel 4 in der Würzburger Turnhölle weiter.
ratiopharm ulm hat in der laufenden Saison erst ein easyCredit BBL-Heimspiel verloren und die letzten zehn der Hauptrunde mit einem durchschnittlichen Vorsprung von 21,1 Zählern gewonnen. So starteten die Gastgeber in der ausverkauften ratiopharm arena auch und lagen in der 5. Minute mit 10:2 vorne. dann waren auch die Baskets im Spiel angekommen, Bazoumana Koné und Max Ugrai trafen zwei Dreier und verkürzten in der 7. Minute auf 12:10. Bis zum Ende des ersten Abschnitts hatte sich der Tabellenzweite wieder etwas deutlicher abgesetzt (24:16.).
Dieser Acht-Punkte-Vorsprung hatte auch zur Halbzeit und nach 30 gespielten Minuten Bestand - das zweite und dritte Viertel verlief auf absoluter Augenhöhe. Zu Beginn von Abschnitt Nummer zwei setzten sich zunächst die Ulmer durch einen 5:0-Lauf zweistellig ab (29:18), dann nahm Sasa Filipovski eine Auszeit und erinnerte seine Spieler lautstark an den Gameplan. Zwei Korbleger von Davion Mintz und ein Dreier von Kapitän Zac Seljaas waren die Bestandteile des folgenden Würzburger 7:0-Laufs zum 29:25, in der 15. Minute verkürzte Jhivvan Jackson mit einem Sprungwurf auf 31:29.
Trotz einiger Würzburger Ballverluste blieb es eine enge Partie, ehe die Heimmannschaft mit einem 7:1-Lauf den Halbzeitstand wieder etwas deutlicher gestalten konnte (45:37). Auch im dritten Abschnitt wurde der Ulmer Vorsprung nur kurz zweistellig, die Baskets blieben immer in Schlagdistanz. In einer der kritischen Phasen traf Mike Lewis II erst einen Midrange-Jumper und dann einen Dreier - beim Stand von 58:53 war in der 29. Minute weiter alles offen, auch wenn die Gastgeber den Spielstand durch Noa Essengue dann am Ende des dritten Abschnitts auf 64:56 stellen konnten.
Im Schlussabschnitt ging die Intensität in einem ohnehin hart umkämpften und intensiven Playoff-Fight noch ein Stück nach oben, vor allem auf Würzburger Seite: Ulm vergab erst vier Korbleger und dann fünf Dreier in Folge und erzielte seine ersten Zähler im Schlussabschnitt erst nach über fünf Minuten: Ben Saraf holte per Korbleger den 66:66-Ausgleich in der 36. Minute, nachdem die Baskets mit einem 10:0-Lauf und einem Dreier ihres Kapitäns zum ersten Mal seit der 2. Spielminute wieder in Führung gegangen waren.
Dass sie Crunchtime können, bewiesen die nervenstarken Mentalitätsmonster der FIT/One Würzburg Baskets dann wieder einmal in den letzten 64 Sekunden der regulären Spielzeit: Zac Seljaas glich mit einem Korbleger zum 73:73 aus, Ulm vergab auf der anderen Seite zwei Dreier. In allerletzter Sekunde hatten erst Jhivvan Jackson und dann Hannes Steinbach und Zac Seljaas nach Offensivrebounds direkt am Brett mehrere Chancen zum Sieg, der Ball wollte aber nicht in den Ulmer Korb und der erhoffte Foulpfiff der Schiedsrichter blieb aus - Verlängerung!
In den fünf Extraminuten erzielten die Baskets dann zwar weitere 14 Punkte, so dass der Spielstand 64 Sekunden vor Schluss mit 81:81 weiter ausgeglichen war. Der große Kampf nur 75 Stunden nach dem Verlängerungskrimi im fünften Spiel des Viertelfinales in Braunschweig wurde aber nicht belohnt: Ein Dreier und ein „And One“ von Noa Essengue sowie zwei Freiwürfe von Justinian Jessup brachten den Ulmern 14 Sekunden vor dem Ende die 89:85-Führung, die die Gäste trotz eines Vier-Punkt-Spiels von Mike Lewis II nicht mehr aufholen konnten. Ben Saraf sorgte schließlich per Korbleger für den Endstand und einen knappen Ulmer Heimsieg in Spiel 1 des Halbfinales.
ratiopharm ulm - FIT/One Würzburg Baskets 91:87 n.V.
(24:16, 21:21, 17:17, 9:17, 18:14)
Für Würzburg spielten:
Mike Lewis II 21 Punkte/3 Dreier, Davion Mintz 16, Jhivvan Jackson 15/2, Zac Seljass 12/2 (10 Rebounds), Bazoumana Koné 7/1, Hannes Steinbach 7 (18 Rebounds), Fabian Bleck 4, Max Ugrai 3/1, Nelson Phillips 2, Lukas Wank, Aubrey Dawkins.
Top-Performer Ulm:
Noa Essengue 22/2 (14 Rebounds), Ben Saraf 16/1 (6 Assists), Justinian Jessup 14/2, Karim Jallow 11/1 (7 Rebounds).
Key Stats:
Feldwurfquote: Würzburg 46,5 Prozent - Ulm 51,1 Prozent
Assists: Würzburg 10 - Ulm 19
Punkte aus zweiten Chancen: Würzburg 4 - Ulm 12
Stimmen zum Spiel
Davion Mintz, FIT/One Würzburg Baskets:
„Wir haben gut dagegen gehalten, hatten in der ersten Halbzeit aber zu viele Ballverluste, als Ulm viel Druck gemacht hat. Das nächste Spiel wartet schon in 72 Stunden auf uns, wir müssen bereit sein. Es war sehr laut heute, wir müssen besser kommunizieren und ihrem Druck noch besser standhalten. Wir werden uns das Spiel anschauen und sehen. wo wir uns verbessern müssen. Außerdem müssen wir besser am defensiven Brett arbeiten.“
Sasa Filipovski, Headcoach FIT/One Würzburg Baskets:
„Glückwunsch an Ulm, es war sehr kämpferischer Basketball und eine tolle Atmosphäre mit vielen Zuschauern. Wir haben in der ersten Halbzeit physisch nicht gut genug dagegen gehalten und hatten Probleme. Dann haben wir irgendwie einen Weg gefunden. Wir hatten den letzten Wurf und nach dem Offensivrebound noch eine weitere Chance, die wir nicht nutzen konnten. Dadurch ging es in die Verlängerung, in der Ulm dominiert und das Spiel gewonnen hat. Unser Job ist es jetzt, schnell wieder zu regenerieren und am Mittwoch zuhause besser zu spielen. Wir sind auf solche Situationen vorbereitet, weil wir schon die ganze Saison zwei Spiele pro Woche und lange Auswärtsreisen haben. Meine Spieler haben Charakter und geben nicht auf. Wenn die Energie ausgeht, dann entscheidet der Charakter. Ein großes Lob auch an unsere Physiotherapeuten. Außerdem haben wir smarte Spieler, die sofort nach dem Spiel mit der Regeneration beginnen und gut auf ihre Körper aufpassen. Die Situation mit Zac wurde als Flop entschieden, aber er konnte danach nicht weiterspielen. Mehr kann ich dazu nicht sagen.“
Ty Harrelson, Headcoach ratiopharm ulm:
„Coach Filiposvki macht einen sehr guten Job mit seinem Team. Sie haben uns im vierten Viertel gestoppt, wir haben nur neun Punkte gemacht. Wir hatten einige offene Würfe, die wir normalerweise treffen, und auch ein paar Ballverluste zuviel. Aber das ist wegen Würzburgs Wettbewerbsfähigkeit und Verteidigung passiert. Sie haben nach der harten Serie gegen Braunschweig einige Erfahrung mit engen Situationen. Das müssen wir besser machen. Wir hatten im vierten Viertel und in der Verlängerung aber sieben Assists und haben die freien Spieler gefunden. Noa und Ben haben auch wichtige Dreier zur richtigen Zeit getroffen. Es war ein gutes Playoffspiel. Beide Teams spielen harten und physischen, aber sauberen Basketball. Würzburgs Verteidigung macht alles schwieriger, auch an der Dreierlinie. Wir hatten trotzdem gute Looks, die wir nicht reingemacht haben. Es war aber auch einfach einer dieser Tage, und wir waren nach den acht Tagen Pause nicht im Rhythmus. Das war unsere zweitlängste Pause der gesamten Saison bisher.“