Wieder tolle Stimmung in der Turnhölle und jede Menge Drama bis ganz zum Schluss: Die Würzburg Baskets haben das letzte Spiel der easyCredit BBL-Hauptrunde vor 2.949 Zuschauern in der tectake ARENA gegen die Basketball Löwen Braunschweig mit 73:77 (37:41) verloren. Aufgrund des überraschenden Auswärtssiegs der MLP Academics Heidelberg beim FC Bayern München kurz zuvor haben die Unterfranken keine Chance mehr, ihre starke Saison mit dem Einzug ins Playoff-Viertelfinale zu krönen. In einer bis zum Schluss engen und spannenden Partie liefen die ersatzgeschwächten Baskets fast die gesamte Spielzeit einem kleinen Rückstand hinterher, steckten aber nie auf und konnten 52 Sekunden vor dem Ende durch einen Korbleger von Cameron Hunt zum ersten Mal in Führung gehen (73:72).
Den entscheidenden Treffer zum Braunschweiger Sieg landete dann aber Nationalspieler David Krämer, der mit 14 Sekunden auf der Spieluhr einen Dreier aus der linken Ecke zum Endstand von 73:77 versenkte. Trotz der Niederlage wurden die Würzburg Baskets von den eigenen Anhängern nach der Schlusssirene lange mit stehenden Ovationen gefeiert. „Unsere Fans haben heute und in der ganzen Saison großen Respekt für unseren Kampfgeist gezeigt. Wir wollten unbedingt noch einen Heimsieg holen, haben es aber leider nicht geschafft“, sagte Baskets-Headcoach Sasa Filipovski. Topscorer der Partie war der Braunschweiger Dustin Sleva mit 31 Punkten, auf Würzburger Seite punkteten Cameron Hunt (21), Stanley Whittaker (21) und Collin Welp (11) zweistellig.
Drei Würzburger waren vor dem Spiel bei den Saison-Awards der easyCredit BBL auf dem Treppchen gelandet: Sasa Filipovski belegte bei der Wahl zum „Trainer des Jahres“ Platz drei, Stanley Whittaker landete bei der MVP-Abstimmung auf demselben Rang, Julius Böhmer durfte sich über Platz zwei der besten deutschen U22-Spieler der Liga freuen.
In das für beide Klubs wichtige Spiel - Braunschweig kämpft noch um den Klassenerhalt - gingen die Gäste mit den besseren Voraussetzungen, nämlich in aktueller Bestbesetzung. während bei den Würzburg Baskets Center Filip Stanic mit Leistenproblemen nicht spielen konnte und Kapitän Felix Hoffmann nach Knie- und Knöchelverletzungen auch noch nicht im Vollbesitz seiner Kräfte war.
Dustin Sleva war der Akteur, der dem Spiel von Beginn an seinen Stempel aufdrückte: Der Flügelspieler der Löwen erzielte die ersten vier seiner insgesamt 31 Zähler in den ersten Spielminuten und brachte Braunschweig zusammen mit David Krämer mit 0:6 in Führung. Während Krämer danach bis zur Schlussphase keine weiteren Punkte mehr gelangen, hatte Sleva nach der ersten Halbzeit bereits 16 und damit fast die Hälfte aller Braunschweiger Zähler auf dem Konto.
Die frühe Führung der Gäste glich die Mini-Rotation der Baskets zwar schnell wieder aus (8:8, 5. Minute), ein weiterer 7:0-Lauf der Niedersachsen sorgte dann aber für den 12:19-Rückstand nach Viertel Nummer eins. Drei Minuten später hatten sich die Hausherren erneut herangekämpft (22:23) und blieben danach bis zum Seitenwechsel dran an den Gästen. Beim Stand von 37:41 ging es in die Halbzeit, und auch von einem starken Start der Löwen ins dritte Viertel ließen sich weder die gut 2900 Würzburger Fans noch die Heimmannschaft entmutigen.
Nach den ersten vier Minuten der zweiten Halbzeit hatte sich Braunschweig - unter anderem durch zwei Sleva-Dreier - mit 38:51 den höchsten Vorsprung des Spiels herausgeworfen. Der Kampfgeist der Baskets war aber ungebrochen, Collin Welp und Cameron Hunt übernahmen im Angriff, und durch einen Würzburger 10:0-Lauf sah der Spielstand in der 28. Minute schon wieder deutlich vielversprechender aus (48:51).
Im Schlussabschnitt fanden die Spieler der Würzburg Baskets mit dem eigenen Anhang im Rücken dann noch einmal die nötige Energie, um die Gäste in der Verteidigung weiter unter Druck zu setzen und ihre nächste Aufholjagd zu starten. Aus einem Acht-Punkte-Rückstand nach einem Korbleger von Divine Myles zu Beginn des vierten Viertels (52:60) machten sie in der Schlussminute ihre erste führung des Spiels: Cameron Hunt traf 52 Sekunden vor dem Ende den Korbleger zum 73:72, nachdem David Krämer kurz zuvor nur einen von zwei Freiwürfen getroffen hatte.
Es war erst der dritte Punkt des besten deutschen Scorers der Liga, der dann aber die beiden entscheidenden Würfe traf: Erst einen Mitteldistanz-Jumper zum 73:74, und dann den „Dagger“ zum Sieg: Nach einer Auszeit von Sasa Filipovski entschieden die Schiedsrichter nach dem folgenden Würzburger Einwurf auf ein Offensivfoul von Dayon Griffin an Krämer - Ballbesitz Braunschweig. Einen Korbleger von R.J. Cole konnte Nicolas Carvacho blocken, der Ball landete dann aber bei David Krämer, der 14 Sekunden vor Schluss einen Dreier aus der linken Ecke zum Endstand traf.
Würzburg Baskets - Basketball Löwen Braunschweig 73:77
(12:19, 25:22, 15:17, 21:19)
Für Würzburg spielten:
Cameron Hunt 21 Punkte/3 Dreier, Stanley Whittaker 21/2 (5 Rebounds/3 Assists), Collin Welp 11/1, O‘Showen Williams 8/2, Nicolas Carvacho 7 (9 Rebounds), Dayon Griffin 5 (2 Steals), Felix Hoffmann, Julius Böhmer.
Top-Performer Braunschweig:
Dustin Sleva 31/3, R.J. Cole 9 (5 Assists), David Krämer 8/1 (7 Rebounds), Divine Myles 8 (7 Assists).
Key Stats:
Ballgewinne: Würzburg 3 - Braunschweig 7
Zweierquote: Würzburg 54 Prozent - Braunschweig 71 Prozent
Assists: Würzburg 11 - Braunschweig 15
Stimmen zum Spiel
Sasa Filipovski, Headcoach Würzburg Baskets:
„Danke für die netten Worte an Coach Ramirez und Glückwunsch an Braunschweig zum Sieg. Wir wollten heute unbedingt noch einen Heimsieg holen, haben es aber nicht geschafft. Unsere Fans hatten heute und in der ganzen Saison sehr viel Respekt für unseren Kampfgeist. Ich möchte mich bei unseren fantastischen Fans bedanken, sogar bis Rostock sind 90 Menschen mitgefahren. Es ist wirklich toll, diese Energie hier immer wieder zu spüren. Ich bin auch stolz auf meine Spieler, sie haben ihr Herz die ganze Saison und auch heute auf dem Parkett gelassen. Natürlich hatten wir heute eine kurze Rotation, aber die Jungs haben alles gegeben. Wir und die Fans waren zusammen ein fantastisches Team.“
Jesus Ramirez, Headcoach Basketball Löwen Braunschweig:
„Solche Spiele wie heute gewinne ich am liebsten. Es war ein Frage des Charakters, ich bin sehr glücklich mit diesem Sieg. Meine Spieler haben in dieser Halle, in der es immer sehr schwierig zu spielen ist, gegen einen starken Gegner von der ersten bis zur letzten Minute Charakter gezeigt. Ich kann mich noch daran erinnern, dass das Spiel hier in Würzburg in der letzten Saison ähnlich gelaufen ist und erst mit dem letzten Play entschieden wurde. Wir sind inzwischen gesund und spielen in den letzten Wochen mit einer gewissen Beständigkeit. Es war heute nicht perfekt, aber wir hatten den Charakter, in der Verteidigung und im Angriff die nötigen Plays zu machen. Wir sind zufrieden damit, ein gutes Team besiegt zu haben, aber es ist noch nicht vorbei. Wir spielen am Sonntag zuhause gegen Hamburg und wollen die Saison mit einem Sieg beenden. Ich möchte auch Würzburg zu ihrer starken Saison gratulieren, sie haben das ganze Jahr guten Basketball gespielt.“