KLAR BESSERE MANNSCHAFT GEWINNT DAS FRANKENDERBY 

Nichts war es mit dem Sieg im dritten Frankenderby der Saison: s.Oliver Würzburg hat am 20. Spieltag der easyCredit BBL eine deutliche 66:85-Heimniederlage gegen medi bayreuth hinnehmen müssen. „Bayreuth war vor allem in der zweiten Halbzeit die klar bessere Mannschaft. Und wenn bei uns im Spiel irgendetwas schief läuft, dann fallen wir komplett auseinander“, sagte Headcoach Denis Wucherer nach der Partie. Die beiden Bayreuther Lukas Meisner (22 Punkte) und Bastian Doreth (17) legten Karriere-Bestwerte auf und waren die Topscorer des Spiels. Auf Würzburger Seite trafen nur Jordan Hulls (14) und Luke Fischer (11) zweistellig.

Wucherer konnte vor knapp 3.000 Zuschauern in der s.Oliver Arena personell aus dem Vollen schöpfen, während bei den Gästen aus Oberfranken mit James Woodard (Trauerfall in der Familie) und dem verletzten Joanic Grüttner-Bacoul zwei Spieler fehlten. In den ersten Minuten des Spiels sahen die Zuschauer einen offenen Schlagabtausch, bei dem die Bayreuther ihre Würfe von außen trafen und die Hausherren sich immer wieder am Brett durchsetzen konnten. Bastian Doreth und Lukas Meisner versenkten die ersten vier Drei-Punkte-Würfe für die Wagnerstädter, ehe s.Oliver Würzburg auch hinter der Dreierlinie konzentrierter verteidigte.

Den ersten erfolgreichen Würzburger Dreier warf Jordan Hulls in der 8. Minute zum 13:13-Ausgleich in den Gästekorb. Der „Sniper aus Indiana“ ließ zwei weitere Sprungwürfe aus dem Zweierbereich folgen, und nach einem 9:0-Lauf zum 17:13 nahm Bayreuths Headcoach Raoul Korner sein erstes Timeout. Die nächste Auszeit meldete knapp drei Spielminuten später sein Gegenüber Denis Wucherer an, nachdem die Oberfranken den Spielstand ihrerseits mit einem 9:0-Lauf auf 17:24 (12. Minute) gestellt hatten.

Im weiteren Verlauf des zweiten Viertels änderte sich nur wenig: Bayreuth versenkte weiter seine Drei-Punkte-Würfe, die Gastgeber hielten mit starken Aktionen am Korb dagegen - zum Beispiel durch Johannes Richter, der mit der Halbzeitsirene einen Korbleger zum 33:35 verwandelte. Schon zu diesem Zeitpunkt war die Dreierquote beider Teams der entscheidende statistische Faktor der Begegnung: Bayreuth traf starke 67 Prozent (8 von 12), während die Hausherren nur drei Treffer bei 14 Versuchen landen konnten (21 Prozent).

"WIR MÜSSEN DIE LETZTEN DREI WOCHEN VERGESSEN"

Auch nach dem Seitenwechsel blieb es zunächst eine enge Partie - s.Oliver Würzburg erzielte die ersten fünf Punkte des dritten Abschnitts, Bayreuth konterte durch Reid Travis und Bastian Doreth, dann traf der wiedergenesene Cameron Wells einen Korbleger zum 40:40 (24. Minute). Danach waren es aber die Gäste, die in der Verteidigung konsequenter agierten und im Angriff ihre Aktionen weiterhin mit viel Selbstvertrauen durchzogen. Es war die entscheidende Phase des Spiels: James Robinson traf für Bayreuth erst einen Dreier mit der Schlusssirene des dritten Viertels und dann nach einem unsportlichen Foul von Skyler Bowlin zu Beginn des Schlussabschnitts fünf Freiwürfe - mit seinem persönlichen 8:0-Lauf sorgte der medi-Spielmacher für die erste zweistellige Führung seines Teams (50:62, 32. Minute).

„Sobald etwas schief läuft, heute zum Beispiel die blutende Nase von Luke Fischer, fallen wir komplett auseinander“, analysierte Denis Wucherer hinterher: „Wir sind im dritten Viertel zwar gut rausgekommen und hätten die Chance gehabt, deutlich länger mit Bayreuth mitzuspielen, aber dann ging plötzlich gar nichts mehr.“ Ganze fünf Zähler erzielte die Heimmannschaft in den ersten sechs Minuten des vierten Viertels, während die Oberfranken Punkt um Punkt davon zogen und spätestens beim Spielstand von 55:77 in der 36. Minute als Sieger feststanden.

Für s.Oliver Würzburg war es die dritte Niederlage in Folge, die Unterfranken gehen auf Platz acht in die Pokal- und Länderspielpause. „Wir müssen die letzten drei Wochen vergessen. Die Pause werden wir dazu nutzen, um in den Spiegel zu schauen und herauszufinden, was wir alles falsch gemacht haben und was wir ändern müssen“, kündigte Wucherer an. Nach vier freien Tagen steht ab dem kommenden Montag ein einwöchiges Trainingslager in Valencia als Vorbereitung auf die letzten 13 Spieltage der easyCredit BBL-Hauptrunde auf dem Programm. Nur Joshua Obiesie reist nicht mit nach Spanien: Der Youngster wurde von Bundestrainer Henrik Rödl für die beiden EM-Qualifikationsspiele gegen Frankreich und in Großbritannien nominiert und darf sich Hoffnungen auf seinen ersten Länderspieleinsatz machen.

S.OLIVER WÜRZBURG - MEDI BAYREUTH 66:85 (17:18, 16:17, 17:22, 16:28)

Für s.Oliver Würzburg spielten:
Jordan Hulls 14 Punkte/2 Dreier, Luke Fischer 11, Skyler Bowlin 7/1 (6 Assists), Joshua Obiesie 6/1, Victor Rudd 6 (6 Rebounds), Johannes Richter 6,Cameron Wells 6, Nils Haßfurther 2, Florian Koch 2, Felix Hoffmann.

Top-Performer Bayreuth:
Lukas Meisner 22/3, Bastian Doreth 17/4, Bryce Alford 15/5, James Robinson 14/1 (6 Assists).


Key Stats:
Dreierquote:
Würzburg 21 Prozent (4 von 19) - Bayreuth 56 Prozent (15 von 27)

 

STIMMEN ZUM SPIEL

Jordan Hulls, s.Oliver Würzburg:
„Bayreuth hat das Spiel verdient gewonnen, weil wir nicht gut genug verteidigt haben. Sie haben zwar auch schwierige Würfe getroffen, aber sie hatten auch viele offene Würfe. Im Angriff haben wir nicht das gemacht, was wir machen wollten, weil sie uns alles weggenommen haben. Es war ein ganz schlechtes Spiel von uns vor unseren eigenen Fans. Wir sind mitten drin im Playoffrennen und müssen uns jetzt Gedanken darüber machen, wie wir nach der Pause wieder Spiele gewinnen können.“

Denis Wucherer, Headcoach s.Oliver Würzburg:
„Bayreuth war vor allem in der zweiten Halbzeit die klar bessere Mannschaft. Sie sind ein eingespieltes Team, das einen guten Rhythmus hat und sich in den letzten Wochen auch dank des Europapokals viel Selbstvertrauen erarbeitet hat. Das erinnert mich an das, was wir letztes Jahr in dieser Phase der Saison gemacht haben. Wir spielen derzeit eher wie ein Abstiegskandidat. Deshalb ist es gut, dass wir schon zehn Siege haben, damit sollten wir mit dem Abstieg eigentlich nichts mehr zu tun haben. Sobald im Spiel etwas schief läuft, heute zum Beispiel die blutende Nase von Luke Fischer, dann fallen wir komplett auseinander. Wir sind im dritten Viertel zwar gut rausgekommen und hätten die Chance gehabt, deutlich länger mit Bayreuth mitzuspielen, aber dann ging plötzlich gar nichts mehr. Wir müssen die letzten drei Wochen vergessen. Die Pause werden wir dazu nutzen, um in den Spiegel zu schauen und herauszufinden, was wir alles falsch gemacht haben und was wir ändern müssen, um dann in zwei Wochen wieder konkurrenzfähig zu sein. Wir freuen uns auf die vielen Spiele im März und April, in der Hoffnung dass wir dann wieder bereit sein werden, auf Bundesliganiveau zu spielen.“

Raoul Korner, Headcoach medi bayreuth:
„Die letzten Tage waren für die Mannschaft emotional extrem schwierig. Umso stolzer bin ich darauf, dass wir dieses Spiel so erfolgreich gestalten konnten. Besonders freut mich, dass wir das Spiel über die Defensive gewonnen haben, was ja bisher nicht unbedingt unsere allergrößte Domäne war. Würzburg in eigener Halle auf 66 Punkten zu halten, ist aller Ehren wert. Das Spiel und der Sieg sind ein klares Zeichen dafür, in welche Richtung die Entwicklung der Mannschaft geht. Ich bin auch froh, dass wir den direkten Vergleich gewinnen konnten. Man weiß nie, wofür das gut ist. Jetzt freuen sich die Spieler auf die Pause und ich freue mich auf Österreich.“ 

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Joshua Obiesie

Foto: Gerd Ulherr