KAMPFGEIST UND MORAL NICHT BELOHNT

s.Oliver Würzburg hat am 30. Spieltag der easyCredit BBL einen Rücksschlag im Kampf um die Playoff-Plätze hinnehmen müssen: Nach einer gebrauchten ersten Halbzeit drehten die Schützlinge von Headcoach Denis Wucherer mit großem Kampfgeist und Moral gegen RASTA VECHTA einen Rückstand von 22 Punkten, konnten sich am Ende für ihre Aufholjagd aber nicht mit einem Sieg belohnen und unterlagen mit 85:92 (33:52). Beste Würzburger Spieler der Partie waren Skyler Bowlin (22 Punkte / 5 Assists / 5 Ballgewinne), Devin Oliver (21 Punkte / 7 Rebounds) und Xavier Cooks (16 Punkte / 9 Rebounds / 6 Assists). 

Beide Trainer mussten am Samstag vor rund 3.000 Zuschauern in der s.Oliver Arena ohne wichtige Spieler auskommen: Bei Vechta fehlte Spielmacher und MVP-Kandidat TJ Bray wegen einer Verletzung, auf Würzburger Seite wurde der leicht angeschlagene Top-Scorer Jordan Hulls für das zweite und entscheidende Endspiel um den FIBA Europe Cup gegen Dinamo Sassari am kommenden Mittwoch geschont. Vor dem Sprungball sorgte die Bekanntgabe der Vertragsverlängerung des 29-jährigen „Snipers aus Indiana“ für tosenden Applaus in der Turnhölle - er wird mindestens bis Saisonende 2020/2021 das Trikot von s.Oliver Würzburg tragen.

Denis Wucherer hätte seinen besten Werfer gerade in der ersten Halbzeit gut gebrauchen können: Die Hausherren ließen vor der Pause im Angriff über weite Strecken ihre Treffsicherheit vermissen, agierten auch hinten nicht konsequent und konzentriert genug und gerieten so bereits früh deutlich in Rückstand. Nur in den ersten drei Minuten lief alles wie am Schnürchen: Nach einem Auftakt-Dreier von Vechtas bestem Werfer Austin Hollins legten die Gastgeber einen 11:0-Lauf hin, der Vechtas Trainer Pedro Calles beim Stand von 11:3 zu einer ersten Auszeit veranlasste. 

Was danach bis zur Halbzeit auf dem Parkett passierte, bezeichnete Denis Wucherer nach dem Spiel als nicht akzeptabel: „Was nach unserem guten Start passiert ist, lässt sich weder erklären noch entschuldigen. Ich erwarte von meinen Spielern vor den eigenen Fans deutlich mehr Präsenz“ und auch mehr Qualität.“ Innerhalb von zwei Minuten glichen die Gäste aus (12:12, 5. Minute) und konnten sich durch zwei Dreier von Robin Christen und Clint Chapman noch vor Ende des ersten Viertels auf 18:27 absetzen. Zu Beginn des zweiten Abschnitts folgte der dritte Dreier ein Serie, wieder durch Christen.

Nach einem viertel-übergreifenden 14:0-Lauf der Niedersachsen zum 18:35 bat Wucherer seine Spieler in der 13. Minute zur Besprechung, am Spielverlauf änderte sich dadurch aber vorerst nichts - im Gegenteil: In der 19. Minute führte ein weiterer Dreier von Neu-Nationalspieler Philipp Herkenhoff zur höchsten RASTA-Führung im Spiel (28:50). Beim Spielstand von 33:52 wurden dann die Seiten gewechselt. 

Wie ausgewechselt kamen die Spieler von s.Oliver Würzburg danach aus der Kabine: Mit großem Kampfgeist und deutlich mehr Konzentration gingen sie ab der 31. Minute zu Werke, konnten den Abstand Punkt um Punkt verringern und holten dadurch auch die eigenen Fans schnell wieder zurück ins Spiel. Nach einem Dreier von Skyler Bowlin wurde es in der 27. Minute zum ersten Mal wieder einstellig (53:62), und am Ende des dritten Viertels waren die Gastgeber auf 62:69 dran. 

Im Schlussabschnitt setzte sich die Aufholjagd weiter fort: Durch einen 8:0-Lauf drehten Florian Koch, Brad Lösing und Xavier Cooks den Spielstand - in der 32. Minute lag s.Oliver Würzburg wieder knapp mit 70:69 vorne. Dass es danach nicht mehr zum Sieg reichte, lag an der Treffsicherheit der Gäste von außen: Dreimal Austin Hollins, einmal Josh Young und einmal Philipp Herkenhoff trafen in der Crunchtime von jenseits der 6,75-Meter-Linie und sorgten damit für die Entscheidung. Insgesamt versenkte RASTA Vechta 61 Prozent seiner Drei-Punkte-Würfe. 

Nachdem Skyler Bowlin die Hausherren in der 36. Minute mit einem Dreier noch einmal in Führung geworfen hatte (80:78), versenkten Hollins und Young drei Distanzwürfe in Folge zum 81:87. s.Oliver Würzburg versuchte weiter alles, konnte sich in den letzten beiden Minuten aber nicht mehr entscheidend durchsetzen und für die starke Aufholjagd belohnen - Philipp Herkenhoff traf schließlich 13,4 Sekunden vor dem Ende den letzten Drei-Punkte-Wurf zum Endstand von 85:92. 

 

S:OLIVER WÜRZBURG - RASTA VECHTA 85:92 (18:27, 15:25, 29:17, 23:23) 

Für s.Oliver Würzburg spielten: 
Skyler Bowlin 22 Punkte/5 Dreier (5 Assists/5 Steals), Devin Oliver 21/4 (7 Rebounds), Xavier Cooks 16/3 (9 Rebounds/6 Assists), Cameron Wells 7, Brad Lösing 6/2, Gabriel Olaseni 5, Mike Morrison 4, Florian Koch 4, Felix Hoffmann, Fynn Fischer. 

Top-Performer Vechta: 
Austin Hollins 21/5, Clint Chapman 11/1 (7 Rebounds), Robin Christen 10/2 (7 Rebounds), Max DiLeo 9/1, Seth Hinrichs 8 (8 Assists).

Key Stats
Dreierquote: Würzburg 48 Prozent - Vechta 61 Prozent
Freiwürfe: Würzburg 10 von 17 (59 Prozent) - Vechta 14 von 18 (78 Prozent)
Wurfquote aus dem Feld: Würzburg 45 Prozent (30 von 67) - Vechta 50 Prozent (32 von 64)
 

STIMMEN ZUM SPIEL

Skyler Bowlin , s.Oliver Würzburg: 
„Es war peinlich, wie wir in der ersten Halbzeit aufgetreten sind. Das lag auch nicht daran, dass wir müde waren, denn wir spielen schon die ganze Saison zwei Spiele pro Woche und sind daran gewöhnt. Wir sind im Rennen um die Playoffs, da können wir uns solche schwachen 20 Minuten nicht erlauben. In der Halbzeitpause haben wir uns dann vorgenommen, härter und mit mehr Energie zu spielen. Damit konnten wir das Spiel drehen, aber am Ende hat es leider nicht mehr zum Sieg gereicht. Ich bin stolz darauf, wie wir in der zweiten Halbzeit gekämpft und uns damit eine Chance auf den Sieg geholt haben. Wir müssen diese Leistung in das Spiel am Mittwoch mitnehmen und für Sassari bereit sein.“ 

Denis Wucherer, Headcoach s.Oliver Würzburg: 
„Das, was in den fünfzehn Minuten nach unserem 11:3-Start passiert ist, ist nicht zu erklären und auch nicht zu entschuldigen. Die Art und Weise, wie wir in dieser Phase aufgetreten sind, ist nicht akzeptabel. Da erwarte ich von meinen Spielern vor unseren eigenen Fans deutlich mehr Präsenz und auch mehr Qualität. Bei Vechta haben alle Spieler dazu beigetragen, dieses Spiel zu gewinnen, obwohl ihr bester Mann nicht dabei war. Wir haben es nicht geschafft, dass alle etwas dazu beitragen, das Spiel am Ende noch zu drehen, obwohl die Chancen da waren. Auch ich bin über die zweite Halbzeit nicht überrascht, denn die Moral stimmt, aber an manchen Stellen eben leider nicht die Qualität.“ 

Pedro Calles, Headcoach RASTA Vechta: 
„Wir konnten heute unsere starke Saison fortsetzen. Das war ein wichtiger Sieg für uns, vor allem wegen der Bedingungen, unter denen er zustande kam. Wir konnten wegen Verletzungen die ganze Woche nicht so trainieren wie wir wollten, und TJ Bray konnte heute nicht spielen. Wir haben trotzdem einen Weg gefunden, dieses Spiel als Mannschaft zu gewinnen. Jeder einzelne Spieler hat einen Beitrag mit Punkten, Assists und Rebounds geleistet. Das Spiel ist zu 50 Prozent so gelaufen, wie ich es erwartet habe. Ich hatte nicht erwartet, dass wir nach der ersten Halbzeit mit 19 Punkten in Führung liegen würden. Da wusste ich aber schon, dass es in der zweiten Halbzeit in dieser Halle noch einmal schwierig werden würde. Es hat Spaß gemacht, die Würzburger Fans sind großartig und haben eine tolle Stimmung gemacht. Wir haben es dann in den letzten beiden Minuten besser gemacht als Würzburg und deshalb gewonnen. Ich wünsche Würzburg viel Erfolg im Europapokal-Finale am Mittwoch.“

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Duell am Korb.

Foto: Gerd Ulherr