HEIMNIEDERLAGE IN DER ALLERLETZTEN SEKUNDE

Wie immer in Begegnungen der Baskets gegen die NINERS wurde es eine enge und spannende Partie, so dramatisch wie am Samstagabend vor knapp 2800 Zuschauenden in der tectake ARENA war es bisher aber noch nie: Die Gäste aus Sachsen haben sich durch einen Treffer von Wesley van Beck in allerletzter Sekunde mit 68:70 durchgesetzt und ihren wettbewerbsübergreifend neunten Sieg in Folge eingefahren. Nach drei Vierteln des Spiels hatten die Würzburg Baskets bei einer Führung mit sieben Punkten noch alles unter Kontrolle, dann startete Chemnitz das am Ende erfolgreiche Comeback.

„Solche engen Spiele gewinnt man manchmal, und manchmal verliert man sie. Ich gehe davon aus, dass wir beim nächsten Mal in so einer Situation wie heute in der Schlussphase mutiger und smarter spielen werden“, sagte Baskets-Headcoach Sasa Filipovski hinterher. Topscorer der Partie war Otis Livingston II mit 19 Zählern, außerdem punkteten auf Würzburger Seite Darius Perry (14) sowie Zac Seljaas mit einem Double-Double (13 Punkte/10 Rebounds) zweistellig.

Chemnitz konnte in der stimmungsvollen Turnhölle nur sieben Spieler einsetzen, und auch bei den Hausherren hatte das Verletzungspech ausgerechnet auf den Guard-Positionen erneut zugeschlagen: Isaiah Washington knickte am Freitag im Training mit dem linken Knöchel um, eine genaue Diagnose steht noch aus. Für ihn rückte Collin Welp in die Startformation und Javon Bess in den Backcourt. Die Seriensieger aus Sachsen kamen besser in die Partie und lagen nach den ersten sieben Punkten ihres späteren Top-Scorers Jeff Garrett (18) und einem Dreier von Aher Uguak mit 4:10 in Führung (6. Minute), dann nahm auch die Würzburger Offensive an Fahrt auf.

Zac Seljaas, Otis Livingston und Max Ugrai glichen innerhalb von zwei Minuten aus, dann sorgte Darius Perry nach seiner ersten Einwechslung mit einem Korbleger und zwei Dreiern zum 20:13 kurz vor der ersten Viertelpause für die erste deutlichere Führung der Baskets. Auch in der 14. Minute lagen die Gastgeber noch mit acht Zählern vorne (28:20), und nach dem zweiten erfolgreichen Drei-Punkte-Wurf von Collin Welp wurde der Vorsprung in der 19. Minute sogar kurz zweistellig. Chemnitz antwortete mit zwei Dreiern von Wesley van Beck und Kaza Kajami-Keane, Otis Livingston sorgte danach mit zwei Freiwürfen für den Halbzeitstand von 39:32.

Im dritten Viertel ging die Intensität in der Verteidigung auf beiden Seiten nach oben, die Ballverluste häuften sich und Punkte wurden zur Mangelware: Die Würzburg Baskets erzielten in den ersten fünf Minuten der zweiten Halbzeit vier, die Chemnitzer fünf Zähler zum Zwischenstand von 43:37. Am Ende eines ausgeglichenen dritten Spielabschnitts war die Würzburger Sieben-Punkte-Führung aber wieder da: Otis Livingston versenkte den Korbleger mit ablaufender Uhr zum Zwischenstand von 51:44.

Es folgte die Phase der Partie, die Headcoach Sasa Filipovski anschließend als „unverantwortlich“ bezeichnen sollte: „Da haben wir durch einige sehr schlechte Entscheidungen in der Verteidigung ein schnelles Comeback zugelassen.“ Aher Uguak drehte in der 35. Minute den Spielstand mit einem Dreier und vollendete damit einen Chemnitzer 13:4-Lauf zum 55:57. In der 39. Minute lagen die Gäste nach einem Korbleger des in der zweiten Halbzeit stark aufspielenden Veteranen DeAndre Lansdowne scheinbar vorentscheidend mit 60:66 vorne. Dann versenkte Otis Livingston einen Dreier und zwei Freiwürfe, und dreissig Sekunden vor dem Ende konnte Zac Seljaas ebenfalls von der Freiwurflinie auf 67:68 verkürzen - damit war alles angerichtet für einen hochdramatischen Turnhöllen-Krimi.

Beim folgenden Chemnitzer Angriff gelang Darius Perry ein Ballgewinn, kurze Zeit später wurde er beim Korblegerversuch von Tyler Ongwae gefoult. Mit 4,8 Sekunden auf der Uhr traf der 24-Jährige den zweiten seiner beiden Freiwürfe zum 68:68-Ausgleich, wobei auch eine 69:68-Führung am Ausgang des Spiels nichts geändert hätte: Im letzten Angriff vergab Kaza Kajami-Keane einen Mitteldistanz-Sprungwurf, im Kampf um den Rebound setzte sich Wesley van Beck durch und bugsierte den Ball in der letzten Zehntelsekunde der Partie zum 68:70 und damit zum knappen NINERS-Sieg in den Würzburger Korb. 


Würzburg Baskets - NINERS Chemnitz 68:70 (20:16, 19:16, 12:12, 17:26) 


Für Würzburg spielten: 
Otis Livingston II 19 Punkte/1 Dreier, Darius Perry 14/2, Zac Seljaas 13 (10 Rebounds), Collin Welp 9/2, Max Ugrai 4, Amadou Sidibe 4, Javon Bess 3, Owen Klassen 2 (9 Rebounds), Felix Hoffmann.

Top-Performer Chemnitz: 
Jeff Garrett 18/2 (10 Rebounds/4 Steals), DeAndre Lansdowne 15/2, Welsey van Beck 13/3 (7 Assists), Aher Uguak 11/3. 


Key Stats
Fastbreak-Punkte:
Würzburg 4 - Chemnitz 11
Dreierquote: Würzburg 26 Prozent - Chemnitz 41 Prozent 
Assists: Würzburg 7 - Chemnitz 20


Stimmen zum Spiel 

 

Darius Perry, Würzburg Baskets:
„Es war eine gute Aktion mit viel Einsatz der Chemnitzer am Ende, mehr kann ich dazu nicht sagen. In der zweiten Hälfte haben wir den Ball zu oft hergegeben und hatten dadurch nicht genug Gelegenheiten zu punkten. Daran müssen wir arbeiten und besser werden, um in dieser Liga mithalten zu können. Isaiah ist ein wichtiger Teil der Mannschaft, ich hoffe, er kommt bald zurück.“

Sasa Filipovski, Headcoach Würzburg Baskets: 
„Glückwunsch an Chemnitz zum Sieg. Solche engen Spiele gewinnt man manchmal, und manchmal verliert man sie. Es gab nicht viele Punkte, aber wir haben vierzig Minuten lang gekämpft. Wir hatten aber wieder zu viele Höhen und Tiefen, und in wichtigen Phasen haben wir unverantwortlich gespielt. Wir sind zweistellig vorne und kassieren Dreier. Wir haben das Spiel unter Kontrolle und liegen nach drei Vierteln mit sieben Punkten in Führung, und dann lassen wir durch einige sehr schlechte Entscheidungen in der Verteidigung ein schnelles Comeback zu. Im Angriff waren unsere Center zu selten in einer guten Position im Low Post, vor allem Owen Klassen habe ich heute vermisst. Auch unsere Guards haben zwar gepunktet, aber den Ball nicht gut genug verteilt, vor allem im letzten Viertel. Dafür sind wir am Ende bestraft worden. Die Mannschaft arbeitet hart, die Team-Chemie stimmt, aber wir müssen lernen, den Job zu Ende zu bringen und eine Führung in einen Sieg zu verwandeln. Ich gehe davon aus, dass wir beim nächsten Mal in so einer Situation mutiger und smarter spielen.“

Rodrigo Pastore, Headcoach NINERS Chemnitz: 
„Es war wieder ein schwieriges Spiel gegen Würzburg, Coach Filipovski macht einen sehr guten Job, sein Team ist in diesem Jahr vor allem defensiv sehr stark. Würzburg war lange das bessere Team, wir haben kein Inside Game hinbekommen und sind kaum an die Freiwurflinie gekommen. Sie waren auch beim Rebound besser, aber wir haben es dann im vierten Viertel geschafft, dass sie keine Punkte aus ihren zweiten Chancen mehr gemacht haben. Das war der Schlüssel, und wir hatten einige gute Stopps in der entscheidenden Phase. Ich ziehe meinen Hut vor meinen sieben Spielern und auch dem Rest der Mannschaft für den Charakter, den dieses Team in schwierigen Situationen immer wieder zeigt. Sie geben immer alles, was sie haben und glauben an sich und das Team. Ich freue mich sehr darauf, hoffentlich bald den ganzen Kader zur Verfügung zu haben.“ 

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FOTO: Viktor Meshko