DOPPELTER OVERTIME-KRIMI MIT BESSEREM ENDE FÜR DIE GÄSTE

Die Fans der Würzburg Baskets müssen weiter auf den ersten Heimsieg der neuen Saison warten. Am 3. Spieltag der easyCredit BBL gingen 2.300 Zuschauer in der Würzburger tectake ARENA durch ein zweieinhalbstündiges Wechselbad der Gefühle und erlebten am Ende eines extrem spannenden und spektakulären Basketballspiels eine 113:117-Niederlage nach zweifacher Verlängerung gegen den SYNTAINICS MBC.


HIGHLIGHTS


Nach einem zweistelligen Rückstand zur Halbzeit drehten die Gastgeber den Spielstand mit viel Energie im dritten Viertel. Kurz vor Ende der regulären Spielzeit und der ersten Verlängerung lagen die Unterfranken dann jeweils mit drei Punkten vorne, bevor die Gäste aus Weißenfels sich zweimal durch Dreier mit ablaufender Uhr noch in die erste und zweite Overtime retten konnten. In den zweiten fünf Extra-Minuten machten dann Kleinigkeiten den Unterschied: „Wir hatten den Sieg in der eigenen Hand, am Ende waren es ein paar vergebene Würfe hier und da“, sagte ein enttäuschter Cameron Hunt, der mit 32 Punkten knapp vor Lamont Jones vom MBC (30) Top-Scorer der Partie wurde. Beide Werte waren neue persönliche Bestleistungen in der easyCreditBBL.

Bevor es am Ende richtig dramatisch wurde, erlebten die Zuschauer zwei unterschiedliche Halbzeiten. In den ersten zwanzig Spielminuten war es vor allem die unglaubliche Trefferquote der Gäste aus der Distanz, die einen zweistelligen Unterschied ausmachte. Der MBC traf fünf von sechs Dreierversuchen im ersten Viertel und acht der ersten zehn Würfe von jenseits der 6,75-Meter-Linie. Dadurch lagen die Wölfe bereits nach dem ersten Viertel mit 19:26 vorne, und nachdem MBC-Kapitän John Bryant in der 12. Minute zwei Dreier in Folge versenkt hatte, war der Würzburger Rückstand zweistellig (22:35).

Daran änderte sich zunächst auch durch eine Auszeit von Headcoach Sasa Filipovski nichts, denn durch zwei Korbleger von Kris Clyburn und Tremmell Darden warfen sich die Gäste kurze Zeit später ihre höchste Führung des Spiels heraus (25:41, 13. Minute). Die erste Würzburger Aufholjagd startete mit der Schlusssirene des zweiten Viertels: Cameron Hunt traf den Buzzerbeater von der Dreierlinie zum immer noch deutlichen Halbzeitstand von 44:56. Der spätere Topscorer der Partie erzielte zwölf Punkte in der ersten Halbzeit und war zusammen mit dem extrem treffsicheren CJ Bryce (17 Punkte / 3 Dreier / 7 von 8 aus dem Feld vor der Pause) hauptverantwortlich dafür, dass die Würzburg Baskets beim Seitenwechsel weiter in Schlagdistanz waren.

Aus der Kabine kamen die Hausherren dann deutlich entschlossener und viel bissiger in der Verteidigung. Das Resultat war ein sehr starkes drittes Viertel, in dem der SYNTAINICS MBC nur neun Punkte erzielen konnte. In der 24. Minute war der Halbzeit-Rückstand halbiert (52:58), und in der 29. Minute war es Stanley Whittaker, der mit einem Halbdistanzwurf zum 65:65 zum ersten Mal seit der 5. Minute wieder für einen ausgeglichenen Spielstand sorgte. Die erste Führung der Gastgeber erzielte Center Filip Stanic nach einem Offensivrebound noch vor dem Ende des dritten Abschnitts.

Im Schlussviertel wurde die Partie dann zunehmend zum extrem spannenden und dramatischen Samstagsabend-Krimi. Knapp vier Minuten vor dem Ende lagen die Gäste nach einem Mushidi-Dreier wieder mit 75:81 vorne, dann drehten die Würzburg Baskets den Spielstand erneut. Neun Sekunden vor Schluss zogen sich die Schiedsrichter beim Stand von 86:85 den Unmut des Publikums zu, als sie ein Foul von MBC-Spielmacher Mario Ihring an Cameron Hunt nicht als unsportliche Aktion werteten. Erst das nächste Foul an Stanley Whittaker Jr. führte zu zwei Freiwürfen, die der Baskets-Spielmacher beide verwandelte - 88:85. Die verbleibenden 7,3 Sekunden nutzte Kris Clyburn, um per Step-Back-Dreier mit dem Buzzer die Verlängerung zu erzwingen.

Auch in den ersten fünf Extra-Minuten blieb es eine hart umkämpfte Partie mit erfolgreichen Offensivaktionen beider Teams und zahlreichen Führungswechseln. Dieses Mal lagen die Würzburg Baskets zehn Sekunden vor dem Ende nach vier erfolgreichen Whittaker-Freiwürfen sogar mit fünf Punkten vorne (101:96), bevor ausgerechnet Cameron Hunt zum tragischen Helden wurde. Nach einem MBC-Dreier von Mario Ihring zum 101:99 ging der „Hunter“ 3,5 Sekunden vor Schluss an die Linie, traf aber nur den zweiten Freiwurf zum 102:99. Das gab Lamont Jones, der 26 seiner 30 Punkte in der zweiten Halbzeit und der Verlängerung erzielte, die Gelegenheit, von fast derselben Stelle wie zuvor Kris Clyburn den nächsten spektakulären Buzzer-Beater zur zweiten Overtime zu versenken.

In der zweiten Verlängerung übernahm dann endgültig Lamont Jones: Der 32-Jährige erzielte weitere zehn Punkte, darunter den Korbleger zum 18. und letzten Führungswechsel der Partie zum 109:111 in der 49. Minute. In der nächsten Aktion konnten die Gastgeber zwei Chancen nicht nutzen, und Kostja Mushidi erhöhte auf der anderen Seite von der Freiwurflinie auf 109:113. Diesen Vorsprung verwandelte in den verbleibenden 32 Sekunden Lamont Jones nach taktischen Fouls der Hausherren mit vier Freiwurftreffern in den ersten Saisonsieg für den SYNTAINICS MBC.


Würzburg Baskets - SYNTAINICS MBC 113:117 n.V. (19:26, 25:30, 23:9, 21:23, 14:14, 11:15) 


Für Würzburg spielten
Cameron Hunt 32 Punkte/3 Dreier (6 Rebounds/4 Steals), CJ Bryce 22/4 (8 Rebounds/5 Assists), Stanley Whittaker Jr. 21/1, Xeyrius Williams 17/1 (7 Rebounds/3 Blocks), Filip Stanic 6 (9 Rebounds), Martin Peterka 5/1, Julius Böhmer 4 (3 Steals), Philipp Hartwich 4, Collin Welp 2, O‘Showen Williams. 

Top-Performer MBC
Lamont Jones 30/1, Kostja Mushidi 16/2, Kris Clyburn 16/3 (3 Steals), Martin Breunig 14 (7 Rebounds). 


Key Stats
Dreierquote: Würzburg 40 Prozent - MBC 46 Prozent 

 

Stimmen zum Spiel

Cameron Hunt, Würzburg Baskets
„Wir hatten den Sieg in der eigenen Hand, am Ende waren es ein paar vergebene Würfe hier und da. Wir müssen und werden daraus lernen. Vor allem müssen wir viel besser ins Spiel starten. Es ist eine sehr enttäuschende Niederlage für uns, nachdem wir das Spiel eigentlich schon zweimal gewonnen hatten.“ 

Sasa Filipovski, Headcoach Würzburg Baskets
„Glückwunsch an den MBC zum Sieg. Wir haben heute den Preis für unsere Unerfahrenheit gezahlt. Wir haben sehr schlecht angefangen, genau wie in der letzten Saison gegen den MBC, und waren 15 Punkte hinten. Im dritten Viertel sind wir zurückgekommen und hatten den Sieg dann am Ende zweimal in der eigenen Hand. Dann haben wir Freiwürfe nicht getroffen und die beiden Dreier zugelassen. Ich wollte, dass meine Spieler in diesen Situationen Druck machen, den Dreier verhindern und sie zum Zug zum Korb zwingen, das war meine Entscheidung. Es war wieder ein tolle Atmosphäre in der Halle, die Fans haben einen echten Thriller gesehen, und auch für uns auf der Bank war es ein sehr emotionales Spiel. So ist Basketball – manchmal gewinnt man, und manchmal verliert man. Heute haben wir verloren und müssen jetzt nach vorne schauen.“ 

Lamont Jones, SYNTAINICS MBC
„Das war wirklich ein hart umkämpftes Spiel. Wir haben gegen eine starke Mannschaft heute Charakter gezeigt. Kompliment an Würzburg, sie haben eine junge Truppe, aber sie kämpfen richtig hart und geben nie auf. Wir haben heute als Team gespielt, den Ball gut bewegt, in der Verteidigung gut kommuniziert und uns so diesen Sieg geholt. Vielleicht hat heute die Mannschaft gewonnen, die am Ende noch etwas mehr Energie hatte, und Kleinigkeiten haben den unterschied ausgemacht.“ 

Igor Jovovic, Headcoach SYNTAINICS MBC
„Das war heute ein unglaubliches Basketballspiel. Ich kann mir vorstellen, wie müde die Spieler jetzt sind, und die Fans sind wahrscheinlich auch erschöpft. Als Coaches haben wir auch das ganze Spiel unterschiedliche Emotionen erlebt. Wir haben eine sehr gute erste Halbzeit gespielt und haben alle Dinge kontrolliert, die notwendig waren. Dann hatten wir zu viele Ballverluste und haben Würzburg dadurch zu viele einfache Punkte erlaubt. Dadurch konnten sie das Spiel ausgleichen und die Kontrolle übernehmen. Dann hatten wir das Glück, zwei schwierige Würfe zu treffen, einen zur ersten und einen zur zweiten Verlängerung. Aber Würzburg hat im ganzen Spiel auch viele schwierige Würfe getroffen. Wenn sie gewonnen hätten, wäre das auch nicht unverdient gewesen, ich wünsche ihnen eine erfolgreiche Saison. Am Ende waren wir dann aber in der Position, uns diesen Sieg zu holen, und das haben wir auch getan. Ich bin sehr stolz auf diesen Sieg und den Charakter, den meine Mannschaft gezeigt hat.“ 

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Foto: Heiko Becker