Die FIT/One Würzburg Baskets haben auch im fünften und entscheidenden Spiel des Halbfinales gegen ratiopharm ulm bis zum Schluss alles gegeben, konnten die Erfolgsgeschichte aus dem Viertelfinale gegen Braunschweig aber nicht wiederholen. Im zehnten Playoff-Spiel innerhalb von 25 Tagen unterlag das Team von Headcoach Sasa Filipovski bei heimstarken Ulmern in der ausverkauften ratiopharm arena am Donnerstagabend mit 84:91 (43:50). Spielentscheidend waren die deutlich bessere Dreierquote der Gastgeber und das erste Viertel: Ulm warf sich in den ersten zehn Minuten einen 26:17-Vorsprung heraus, den die Baskets trotz aller Bemühungen im weiteren Spielverlauf nicht mehr aufholen konnten.
Die Gäste steckten aber nie auf, kämpften von der ersten bis zur letzten Sekunde und blieben immer in Schlagdistanz. Neun Sekunden vor dem Ende hatte Davion Mintz die Chance, das Spiel beim Stand von 89:84 noch einmal richtig spannend zu machen, sein Dreierversuch war aber nicht erfolgreich. „Ulm hatte heute mit seinen Fans im Rücken sehr viel Energie und ist verdient ins Finale eingezogen. Ich bin sehr stolz auf unser Team und darauf, wie wir es in dieser Saison immer wieder geschafft haben, Hindernisse zu überwinden“, sagte Baskets-Kapitän Zac Seljaas nach der Partie live bei Dyn.
Letztendlich war es der Heimvorteil, der den Unterschied ausmachte: Ulm startete vor 6000 Zuschauenden konzentriert und mit starker Verteidigung in sein 21. BBL-Heimspiel der Saison und erkämpfte sich den 20. Heimsieg. Die FIT/One Würzburg Baskets begannen Spiel 5 so, wie sie Spiel 4 zwei Tage zuvor beendet hatten: Mit einem Ballgewinn von Fabian Bleck und einem Korbleger von Zac Seljaas. Anschließend blockte Seljaas einen Korbleger von Tobias Jensen, die Gäste konnten daraus aber kein Kapital schlagen, weil auch die Gastgeber intensiv verteidigten und im Angriff nach leichten Anlaufschwierigkeiten ihre Chancen besser nutzten.
Ulm konterte das 0:2 mit Korblegern und Freiwürfen und setzte sich mit einem 9:0-Lauf ab. Symptomatisch für diese Phase war ein Würzburger Angriff in der 5. Minute, bei dem sich die Baskets gleich drei Offensivrebounds schnappten, den Ball aber nicht im Ulmer Korb unterbringen konnten - die Hausherren lagen daher nach fünf Minuten mit 11:4 in Führung.
Von diesem Zeitpunkt an wurde es bis zum Ende wieder ein intensiver Playoff-Kampf auf ergebnistechnischer Augenhöhe. Die Baskets zeigten ihre „Refuse to lose“-Einstellung durch einen 8:2-Lauf und verkürzten auf 13:12, kurze Zeit später traf Nelson Phillips seinen ersten Dreier zum 16:15. Die Ulmer erzielten dann allerdings die letzten sieben Punkte des ersten Abschnitts und lagen nach zehn Minuten mit 26:17 vorne.
Die Baskets starteten mit zwei Dreiern von Nelson Phillips und Hannes Steinbach ins zweite Viertel, Max Ugrai stellte den Spielstand anschließend mit einem „And One“ auf 29:26 (12. Minute). Die Hausherren hatten aber zum ersten Mal in dieser Serie ihre Visiere sehr gut eingestellt und trafen in kritischen Situationen ihre Dreier, in dieser Phase durch Marcio Santos und Tobias Jensen zum 35:26. Kurz vor dem Seitenwechsel war der Vorsprung zum ersten Mal zweistellig (46:36), Lukas Wank und Hannes Steinbach konnten aber noch vor der Halbzeitpause auf 50:43 verkürzen.
So ging es auch im dritten Abschnitt weiter: Ulm blieb durchgehend in Führung, die Baskets aber immer in Schlagdistanz. Erst im Schlussabschnitt gelang es den Gastgebern, ihren Vorsprung wieder zweistellig werden zu lassen: Marcio Santos und Topscorer Karim Jallow (18 Punkte) übernahmen und stellten den Spielstand auf 78:63.
Sechs Minuten waren zu diesem Zeitpunkt noch zu spielen, und die FIT/One Würzburg Baskets dachten gar nicht daran, sich vorzeitig geschlagen zu geben. Davion Mintz, Jhivvan Jackson (14 Punkte in der zweiten Halbzeit) und Hannes Steinbach erzielten die nächsten neun Zähler und sorgten damit innerhalb von nur 100 Sekunden wieder für Spannung in der ratiopharm arena (78:72, 36. Minute).
Baskets-Kapitän Zac Seljaas konnte bei der Aufholjagd nicht mehr mithelfen, weil er bereits in der 32. Minute sein fünftes Foul kassierte und auf der Bank Platz nehmen musste. Passend zum Spielverlauf gaben die Ulmer die Antwort wieder von der Dreierlinie, dieses Mal durch Treffer von Ben Saraf und Justinian Jessup zum 84:72 in der 37. Minute.
Die Baskets weigerten sich aber weiterhin, die drohende Niederlage zu akzeptieren. Jhivvan Jackson erzielte in der Schlussphase sieben Punkte und versenkte einen Dreier, Nelson Phillips steuerte einen Dunk zum nächsten Comebackversuch bei. Beim Stand von 88:81 erzwangen die Gäste in der Schlussminute einen Ulmer Ballverlust durch Ablauf der Schussuhr, der nächste Dreierversuch von Jhivvan Jackson ging aber daneben.
Mit neun Sekunden auf der Uhr bekam dann Davion Mintz beim Stand von 89:84 nach einem Ballgewinn den nächsten Dreier, traf aber nur den Ring des Ulmer Korbes, so dass Alfonso Plummer mit zwei Freiwürfen für den Endstand und den Finaleinzug des Tabellenzweiten sorgen konnte.
Steffen Liebler, Geschäftsführer der FIT/One Würzburg Baskets:
„Wir haben Ulm in dieser Serie alles abverlangt, am Ende haben nur Kleinigkeiten und der Heimvorteil im fünften Spiel den Unterschied ausgemacht. Wir sind unheimlich stolz darauf, zum zweiten Mal in Folge zu den besten vier Klubs in Deutschland zu gehören und den MVP der Liga in unseren Reihen zu haben. Auch in der Basketball Champions League haben wir bei unserer Premiere eine sehr gute Visitenkarte abgegeben, waren das letzte deutsche Team im Wettbewerb und haben das Viertelfinale nur knapp verpasst. Dazu kommt die unglaubliche Entwicklung von Hannes Steinbach, der als Eigengewächs unser komplettes Jugendprogramm durchlaufen hat. Wir sind als Klub gewachsen und sehr froh darüber, hinter den Kulissen auch sehr viele ehrenamtliche Helferinnen und Helfer zu haben. Unser Dank geht außerdem an die besten Fans der Liga und an unsere Sponsoren, ohne deren großes Engagement unsere Erfolge nicht möglich gewesen wären. Jetzt gilt es, gemeinsam weiter daran zu arbeiten, die Entwicklung der letzten drei Jahre fortzusetzen und uns dauerhaft im oberen Drittel der BBL-Tabelle zu etablieren.“
ratiopharm ulm - FIT/One Würzburg Baskets 91:84
(26:17, 24:26, 16:15, 25:26)
Für Würzburg spielten:
Nelson Phillips 16 Punkte/3 Dreier, Hannes Steinbach 16/1 (9 Rebounds/2 Blocks), Jhivvan Jackson 16/2 (5 Assists), Davion Mintz 12/1 (5 Assists), Bazoumana Koné 7, Zac Seljaas 6, Lukas Wank 6/1, Max Ugrai 3, Fabian Bleck 2 (3 Steals), Aubrey Dawkins, Christian Skladanowski.
Top-Performer Ulm:
Karim Jallow 18/2 (9 Rebounds), Ben Saraf 16/1 (6 Rebounds/4 Assists), Nelson Weidemann 13/3, Marcio Santos 12/2.
Key Stats:
Dreierquote: Würzburg 25 Prozent - Ulm 46 Prozent
Stimmen zum Spiel
Hannes Steinbach, FIT/One Würzburg Baskets:
„Trotz der Niederlage heute war es eine unglaubliche gute Saison. Was wir in der BBL und der Champions League alles gezeigt haben, macht mich wirklich stolz auf unser Team. Ulm hat heute zuhause wieder einmal sehr gut gespielt. Wir haben es eng gehalten, aber es hat am Ende nicht gereicht. Grade ist es noch nicht wirklich Realität, dass das mein letztes Spiel für Würzburg war. Ich werde es auf jeden Fall sehr vermissen und bin sehr dankbar dafür, was Würzburg mir alles gegeben hat. Danke an meine Teamkollegen und meine Coaches. Und danke an unsere Fans für den unglaublichen Support in dieser Saison, zuhause und auch auswärts. Sogar in der Champions League waren sie in Athen und Italien und auch sonst überall dabei.“
Zac Seljaas, Kapitän der FIT/One Würzburg Baskets:
„Ulm hatte mit seinen Fans im Rücken sehr viel Energie, das hat heute den Unterschied ausgemacht. Sie haben sehr gut gespielt und sind verdient ins Finale eingezogen. Wir haben es nicht geschafft, genug Stopps zu bekommen, wie wir es sonst tun. Ich bin sehr stolz auf unser Team und darauf, wie wir es immer wieder geschafft haben. Schwierigkeiten und Hindernisse zu überwinden. Die Saison war teilweise wie eine Achterbahnfahrt. Ich wünsche allen meinen Teamkollegen nur das Beste, wir sind jetzt wie eine Familie. Shoutout auch an unsere Fans für ihren Support. Ohne sie hätten wir diese Erfolge nicht gehabt.“
Sasa Filipovski, Headcoach FIT/One Würzburg Baskets:
„Erst einmal Glückwunsch an Ulm. Sie waren heute das bessere Team und haben es verdient, im Finale zu stehen. Sie haben vor ihren Fans heute einen sehr guten Job gemacht, die Atmosphäre war wider großartig. Ich möchte mich bei meinem Trainerstab und bei meinen Spielern zu bedanken. Ich bin sehr stolz, in dieser Saison ihr Coach gewesen zu sein. Wir haben in der Champions League und in der Liga eine großartige Saison gespielt. Danke auch an unser Management und alle in unserem Klub, und vor allem ein ganz großer Dank an unsere Fans. Sie haben uns überall unterstützt und geben uns immer sehr viel Energie. Ich wünsche Ulm viel Erfolg im Finale.“
Ty Harrelson, Headcoach ratiopharm ulm:
„Ich möchte Würzburg zu ihrem Playoff-Run und zu dieser großartigen Serie gratulieren. Sasa Filipovski macht einen tollen Job, er ist ein sehr guter Coach. Es ist schwierig, gegen sie zu verteidigen und auch nicht einfach, gegen sie zu scoren. Glückwunsch auch an Jhivvan Jackson für seine MVP-Saison, Zac Seljaas ist einer meiner Lieblingsspieler in der BBL. Wir konnten keinen Sieg in Würzburg holen. Ihre Fans sind großartig, das hat man auch heute wieder in unserer Arena gesehen. Ich bin aber natürlich auch sehr stolz auf mein Team, das heute den Sieg geholt hat. Jetzt geht es um Regeneration und die Vorbereitung auf das Finale. Das erste Viertel war heute sehr wichtig und in der Verteidigung unsere beste Phase. Danach haben unsere Spieler einfach gekämpft und sehr hart gearbeitet. In der Crunchtime haben wir einen Weg gefunden und einige wichtige Würfe getroffen.“