Die FIT/One Würzburg Baskets stehen zum ersten Mal in ihrer Klubgeschichte im fünften und entscheidenden Spiel einer Playoff-Serie der easyCredit BBL. In Spiel 4 des Viertelfinales gegen die Basketball Löwen Braunschweig zeigten die Hausherren in der wieder restlos ausverkauften tectake ARENA eine von Anfang bis Ende konzentrierte Vorstellung und feierten einen knappen, aber verdienten Start-Ziel-Sieg. Die Gastgeber setzten sich bereits im ersten Viertel dank einer starken Dreierquote zweistellig ab (22:12, 7. Minute) und fanden im weiteren Verlauf des Spiels auf jeden Braunschweiger Lauf eine passende Antwort. Die Gäste steckten zu keinem Zeitpunkt auf, so dass es - typisch für diese enge, intensive und hart umkämpfte Serie - in der Schlussphase zum dritten Mal in Folge richtig spannend wurde.
Gut zwei Minuten vor dem Ende hatten sich die Niedersachsen auf 70:69 herangekämpft, dann sorgte Hannes Steinbach (11 Punkte/14 Rebounds/4 Blocks) durch mehrere starke Aktionen an beiden Enden des Feldes für den 79:72-Heimsieg. Würzburgs Youngster hatte in den letzten 106 Sekunden des Spiels einen Dunk, drei erfolgreiche Freiwürfe, zwei starke Defensivaktionen und holte einen Extra-Ballbesitz durch einen wichtigen Offensivrebound.
Topscorer der Partie war Zac Seljaas mit 17 Punkten. „Diese Serie ist wie ein Boxkampf, wir gehen eine Runde nach der anderen anderen gegeneinander. Und jetzt kommt Spiel 5“, sagte Würzburgs Kapitän nach dem Spiel live bei Dyn. Wer das Halbfinale gegen ratiopharm ulm erreicht, entscheidet sich am Donnerstag ab 15 Uhr in der Braunschweiger Volkswagen Halle. „Braunschweig hat jetzt den Druck, sie spielen zuhause. Wir haben nichts zu verlieren und werden wieder versuchen, unseren besten Basketball zu spielen“, so Baskets-Headcoach Sasa Filipovski.
Seine 14 Rebounds, fünf davon am offensiven Brett, und vier geblockte Braunschweiger Würfe waren BBL-Bestwerte für Hannes Steinbach, der das Duell der beiden besten deutschen Nachwuchsspieler der Liga gegen Braunschweigs Sananda Fru erneut für sich entscheiden konnte. Rein statistisch gesehen war es die Verwertung der zweiten Chancen, die in Spiel 4 den Unterschied ausmachte: Die Baskets machten starke 24 Punkte aus ihren zehn Offensivrebounds, die Niedersachen nur 14 Zähler aus 15 Offensivrebounds.
Weil die Gäste außerdem viele Punkte an der Freiwurlinie liegen ließen, konnten die Schützlinge von Headcoach Sasa Filipovski ihren frühen Vorsprung bis zum Schluss verteidigen, obwohl ab dem zweiten Viertel ihre zunächst starke Dreierquote immer mehr nach unten ging.
Im ersten Abschnitt versenkten Davion Mintz, Jhivvan Jackson, Mike Lewis II und Bazoumana Koné fünf der zehn Würzburger Dreierversuche. Der Start-Ziel-Sieg begann mit einem erfolgreichen Drei-Punkte-Wurf von Liga MVP Jhivvan Jackson, der wenig später zusammen mit Davion Mintz längere Zeit unter dem eigenen Korb liegen blieb.
Mintz hatte einen Korbleger von Barra Njie geblockt, landete mit der Hüfte hart auf dem Parkett und räumte bei dem Sturz auch seinen Teamkollegen Jackson ab. Beide erholten sich zum Glück schnell und konnten weiterspielen. Gut vier Minuten später stellte Mintz den Spielstand mit seinem ersten erfolgreichen Dreier auf 22:12.
In der letzten Minute des ersten und den ersten drei Minuten des zweiten Viertels bekamen die Braunschweiger ihre Würzburger Gegenspieler besser in den Griff und verkürzten mit einem 8:0-Lauf auf 28:27. Danach waren es die Gäste, die vier Minuten lang nicht punkteten - durch vier Zähler von Zac Seljaas und einen Dreier von Mike Lewis II konnten sich die Baskets schnell wieder absetzen und den Vorsprung durch zwei starke Fastbreak-Aktionen von Nelson Phillips bis zur Halbzeitpause auf 44:34 ausbauen.
Im dritten Viertel dauerte es fast vier Minuten, ehe Hannes Steinbach nach einem Offensivrebound die ersten Würzburger Punkte der zweiten Halbzeit erzielte, nachdem Braunschweig mit dem nächsten 8:0-Lauf auf 44:42 verkürzt hatte. Ab diesem Zeitpunkt wurde es in der Playoff-Turnhölle noch deutlich lauter als gewohnt, nachdem die Schiedsrichter eine umstrittene Situation zwischen Zac Seljaas und Luka Scuka an der Dreierlinie nach Ansicht der 3100 Würzburger Fans falsch entschieden und dem Braunschweiger drei Freiwürfe zugesprochen hatten.
Mit der unglaublichen Energie der eigenen Anhänger im Rücken zogen die Baskets wieder mit einem 13:5-Lauf wieder davon und lagen in der 28. Minute wieder mit zehn Punkten in Führung (57:47), bis zur letzten Viertelpause hatten die Löwen aber wieder auf 61:55 verkürzt. Auch vier Minuten vor dem Ende lagen die Hausherren weiter mit sechs Zählern vorne, Hannes Steinbach traf per Korbleger zum 70:64. Eine Vorentscheidung war damit aber noch lagen nicht gefallen, denn wie in Spiel 2 und Spiel 3 der Serie wurde es in der Schlussphase wieder extrem spannend.
Die besseren Nerven hatten die FIT/One Würzburg Baskets: Nachdem die Braunschweiger durch einen Dreier von Arnas Velicka und einen Korbleger von Barra Njie auf 70:69 verkürzt hatten, nahm Sasa Filipovski mit 2 Minuten und 18 Sekunden auf der Uhr eine Auszeit. Vor allem dank Hannes Steinbach, der sieben der letzten elf Würzburger Punkte der Partie erzielte, ließ sein Team hinterher nichts mehr anbrennen: Er holte im nächsten Angriff seinen vierten Offensivrebound, wurde von Jhivvan Jackson perfekt angespielt, stopfte den Ball mit Foul in den Korb und traf den Freiwurf zum 73:69.
Auf der anderen Seite verteidigte der 19-Jährige anschließend erfolgreich gegen Sananda Fru, Jhivvan Jackson erhöhte kurze Zeit später mit einem Korbleger auf 75:70. Danach gelang Steinbach gegen TJ Crockett ein Ballgewinn, am anderen Ende des Feldes holte er im Duell gegen Fru den nächsten Offensivrebound, der zu zwei Freiwürfen für Davion Mintz führte - 77:70. Für den Endstand sorgte Hannes Steinbach dann 12 Sekunden vor dem Ende selbst mit zwei Freiwürfen zum 79:72.
FIT/One Würzburg Baskets - Basketball Löwen Braunschweig 79:72
(28:21, 16:13, 17:21, 18:17)
Für Würzburg spielten:
Zac Seljaas 17 Punkte, Mike Lewis II 11/2 Dreier, Hannes Steinbach 11 (14 Rebounds/4 Blocks), Nelson Phillips 10/2, Davion Mintz 9/2, Jhivvan Jackson 9/1 (5 Assists), Bazoumana Koné 7/1, Lukas Wank 3, Fabian Bleck 2, Max Ugrai.,
Top-Performer Braunschweig:
TJ Crockett 16/1, Ferdinand Zylka 10/2, Tre Mitchell 9/1, Arnas Velicka 9/1.
Key Stats:
Freiwurfquote: Würzburg 88 Prozent - Braunschweig 64 Prozent
Punkte aus zweiten Chancen: Würzburg 24 - Braunschweig 14
Zweierquote: Würzburg 56 Prozent - Braunschweig 42 Prozent
Stimmen zum Spiel
Zac Seljaas, Kapitän der FIT/One Würzburg Baskets:
„Es war auch heute wieder ein harter Kampf. Diese Serie ist wie ein Boxkampf, wir gehen eine Runde nach der anderen anderen gegeneinander. Und jetzt kommt Spiel 5. Wir haben es heute geschafft, so zu verteidigen, wie wir es schon die ganze Serie lang versucht haben. Wir konnten sie unter 80 Punkten halten, was sehr gut für uns war. Ich liebe diese Halle und diese Fans, es ist immer sehr emotional, diese Unterstützung zu bekommen. Jetzt müssen wir weitermachen und am Donnerstag dafür sorgen, dass das heute nicht das letzte Mal war.“
Hannes Steinbach, FIT/One Würzburg Baskets:
„Die Humba vor diesen Fans zu machen ist echt ok. Wir kriegen von ihnen so viel, da ist es voll in Ordnung, ihnen auch etwas zurückzugeben. Bei den Sprechchören und den ganzen Sachen, die der Fanclub vor dem Spiel gemacht hat, hat es mich schon gepackt und es kam der Gedanke, dass das vielleicht mein letztes Spiel für den Verein sein könnte, bei dem ich so viel Zeit verbracht habe. Aber dann muss man sich auf das Spiel konzentrieren. Jhivvan hat in der Schlussphase einen Superpass auf mich gespielt, dann habe ich den Korb gesehen und musste ihn einfach reinstopfen. Es gibt nicht wirklich Trashtalk mit Sananda Fru, wir respektieren uns gegenseitig sehr. Was er in dieser Saison geleistet hat ist auch sehr krass. Wir haben heute die Braunschweiger Fastbreaks besser gestoppt und die Rebounds besser kontrolliert, das sind auch die Schlüssel für Spiel 5.“
Sasa Filipovski, Headcoach FIT/One Würzburg Baskets:
„Ich bin wieder einmal sehr stolz darauf, wie hart wir gekämpft haben. Wir haben als Team gespielt, und die Atmosphäre war wieder fantastisch. Würzburg wird immer mehr zu einer Basketballstadt, das ist großartig. Es war wieder ein schweres Spiel gegen einen starken Gegner mit vielen guten Spielern. Ich bin froh, dass wir es geschafft haben, bis zum Schluss genug Konzentration zu haben und den Sieg zu holen. Es ist wichtig, dass der Druck jetzt auf Braunschweig liegt. Sie spielen zuhause und haben drei Heimspiele gegen uns gewonnen. Wir haben am Donnerstag nichts zu verlieren, können entspannt ins Spiel gehen und werden wieder versuchen, unseren besten Basketball zu spielen.“
Jesus Ramirez, Headcoach Basketball Löwen Braunschweig:
„Mit unserer heutigen Leistung haben wir es nicht verdient zu gewinnen. Wir waren während des gesamten Spiels und insbesondere in den entscheidenden Momenten von Würzburg nicht diszipliniert und konzentriert genug. Wir müssen fokussierter spielen, unsere Positionen besser halten und auch emotional etwas kontrollierter sein. Wir wollen wild sein, aber nicht 40 Minuten lang. Am Donnerstag müssen wir es uns verdienen, in der Volkswagen Halle in der Lage zu sein, das Spiel zu gewinnen.“