AGGRESSIVE VERTEIDIGUNG NICHT GENUG GEGEN MÜNCHEN

Auch im zweiten Duell gegen eine EuroLeague-Mannschaft innerhalb von sechs Tagen ist eine Überraschung ausgeblieben: In der restlos ausverkauften tectake ARENA mussten sich die Würzburg Baskets am Ostermontag zum Abschluss des 27. easyCredit BBL-Spieltags dem FC Bayern München mit 49:67 (21:40) geschlagen geben. Der Tabellendritte setzte sich mit konzentrierter Verteidigung bereits in der ersten Halbzeit vorentscheidend ab und qualifizierte sich mit seinem siebten Sieg in Serie für das Playoff-Viertelfinale.

In der zweiten Halbzeit starteten die Hausherren mit 3.140  Turnhöllen-Fans im Rücken eine Aufholjagd, bevor der hohe Favorit durch einen 9:0-Lauf in den ersten fünf Minuten des Schlussabschnitts für die endgültige Entscheidung sorgte. „Vor der Pause waren wir nicht mutig genug, haben zu viele Fehler gemacht und den Ball nicht gut genug bewegt. Ich bin aber sehr zufrieden mit der zweiten Halbzeit“, sagte Baskets-Headcoach Sasa Filipovski: „Berlin und München spielen auf einem ganz anderen Level als wir. Es ist wichtig, dass wir vor den nächsten wichtigen Spielen durch diese beiden Niederlagen nicht unser Selbstvertrauen verlieren.“ Bester Werfer auf Würzburger Seite war O‘Showen Williams, der mit 13 Punkten eine neue persönliche Bestleistung in der easyCredit BBL aufstellen konnte.

Vor dem Sprungball mussten die Zuschauer eine Hiobsbotschaft verkraften: Die ohnehin kurze Rotation der Würzburg Baskets wurde durch eine Sprunggelenksverletzung von Collin Welp noch kürzer - der 24-Jährige war im Abschlusstraining am Sonntag umgeknickt, eine genaue Diagnose steht noch aus. Über weite Strecken der ersten Halbzeit war es trotzdem eine relativ ausgeglichene Partie, vor allem in Sachen Intensität. Zwar konnten die Gäste aus München sich beim Spielstand von 4:4 (3. Minute) absetzen, ihr Vorsprung blieb aber in den nächsten rund dreizehn Spielminuten im einstelligen Bereich.

Spielentscheidend war das Geschehen im unmittelbaren Umfeld beider Korbanlagen - im Angriff spielten die Bayern effizient und kamen immer wieder zu guten Abschlüssen am Brett, in der Verteidigung ließen sie fast nur schwierige Würfe zu und schnappten sich fast alle Rebounds in der eigenen Zone. Auf Würzburger Seite waren es in der ersten Halbzeit Stanley Whittaker und Cameron Hunt, die dagegen hielten und zusammen 16 der 21 Baskets-Punkte erzielten. Zusammen mit einer immer aggressiven Verteidigung sorgte die offensive Doppelspitze der Baskets dafür, dass der Rückstand auch in der 14 Minute nur bei fünf Punkten lag (19:24).

In den letzten knapp fünf Minuten vor der Pause gelang es den Münchnern dann aber, keine Würzburger Punkte zuzulassen - nach einem Sprungwurf von O‘Showen Williams zum 21:28 konnten sie mit einem 12:0-Lauf bis zum Seitenwechsel zum ersten Mal davonziehen. Doch auch vom deutlichen Halbzeit-Ergebnis von 21:40 ließen sich die Würzburger Spieler und das Publikum nicht entmutigen. Die Baskets starteten mit Wut im Bauch, der Turnhölle im Rücken und noch mehr Aggressivität in der Verteidigung in die zweite Halbzeit.

Ganze sieben Punkte gestatteten sie dem EuroLeague-Team im dritten Viertel, hatten aber zunächst im Angriff weiter große Schwierigkeiten, zu erfolgversprechenden Würfen zu kommen. Das änderte sich ab der 27. Minute: O‘Showen Williams, Dayon Griffin und Julius Böhmer trafen von außen, Filip Stanic war per Korbleger erfolgreich. Durch diesen 11:2-Lauf kam beim Spielstand von 35:47 nach dem dritten Abschnitt noch einmal Hoffnung auf, die die Gäste dann aber relativ humorlos im Keim erstickten. Münchens Topscorer Zylan Cheatham (13 Punkte/10 Rebounds) erzielte sieben Punkte bei einem 9:0-Lauf, mit dem der FC Bayern München in den ersten fünf Minuten des Schlussabschnitts das Spiel entschied. Die ersten Baskets-Punkte des vierten Viertels gelangen O‘Showen Williams erst in der 36. Minute (37:56).

Für die spektakulärste Aktion der Partie sorgte kurze Zeit später Julius Böhmer, als er sich auf dem Weg zum Korb auch von Freddie Gillespie nicht beeindrucken ließ und den Ball mit Autorität stopfte. Den Schlusspunkt der Partie setzte schließlich Elijah Ndi: Würzburgs Jüngster traf 1,8 Sekunden vor Schluss einen Dreier mit Brett zum Endstand von 49:67. Trotz der beiden einkalkulierten Niederlagen in Berlin und gegen München haben die Würzburg Baskets im Kampf um die Playoffs ihr Schicksal weiterhin selbst in der Hand: Sie bleiben auf Platz acht und haben sämtliche direkten Vergleiche gegen die drei Verfolger aus Rostock, Bamberg und Chemnitz für sich entschieden.
 


Würzburg Baskets - FC Bayern München 49:67 (12:18, 9:22, 14:7, 14:20)

Für Würzburg spielten:
O‘Showen Williams 13 Punkte/2 Dreier, Stanley Whittaker 9/1, Cameron Hunt 7/1, Julius Böhmer 6/1, Filip Stanic 4, Elijah Ndi 3/1, Felix Hoffmann 3/1, Dayon Griffin 3/1, Nicolas Carvacho 1, Canaan Coffey.


Top-Performer München:
Zylan Cheatham 13 (10 Rebounds), Nils Giffey 13/1, Ognjen Jaramaz 9/1, Freddie Gillespie 8 (7 Rebounds).

 

Key Stats:
Trefferquote aus dem Feld:
Würzburg 36 Prozent - München 45 Prozent
Punkte in der Zone: Würzburg 14 - München 38
Rebounds: Würzburg 23 (6 offensiv) - München 41 (15 offensiv)

 


Stimmen zum Spiel

 

Cameron Hunt, Würzburg Baskets:
„Wir hatten heute einfach zu viel Respekt vor München. Dieses Spiel müssen wir schnell abhaken und uns weiter auf unser Ziel Playoffs konzentrieren. Im Angriff hatten wir in den beiden Spielen gegen Berlin und München nicht unseren normalen Rhythmus. Natürlich konzentrieren sich die Gegner in der Verteidigung sehr auf mich und Stanley, aber daran sind wir gewöhnt. Wir müssen im Training daran arbeiten und Lösungen finden. Wir denken weiter nur von Spiel zu Spiel und wollen so viele davon wie möglich gewinnen, um in die Playoffs einzuziehen,“

Sasa Filipovski, Headcoach Würzburg Baskets:
„Es war eine gute Erfahrung für meine Mannschaft, gegen eine EuroLeague-Mannschaft zu spielen, bei der die Minuten ausgeglichen verteilt werden und das Spiel gut läuft. Wir haben dieses Spiel auch dazu genutzt, um uns auf die nächsten wichtigen Spiele vorzubereiten. In der ersten Halbzeit waren wir aber nicht mutig genug und auch nicht so relaxed, wie ich es mir vorgestellt hatte. Da haben wir im Angriff einfach zu viele Fehler gemacht und den Ball nicht gut genug bewegt. Ich bin aber sehr zufrieden mit unserer zweiten Halbzeit. Bayern und auch Berlin spielen natürlich auf einem ganz anderen Level als wir. Deswegen ist es wichtig, dass wir durch die beiden Niederlagen nicht unser Selbstvertrauen verlieren. Wir haben weiter unser Ziel und unseren Traum, die Playoffs zu erreichen. Das können wir auch schaffen, wenn wir gegen die nächsten Gegner wieder mit demselben Selbstvertrauen spielen wie vor diesen beiden Spielen. Wir machen jetzt einen Tag Pause und bereiten uns dann auf Crailsheim vor. Ich hoffe, dass Collin Welp so schnell wie möglich zurückkommt, denn wir haben mit ihm nur drei Spieler auf den großen Positionen.“

Andrea Trinchieri, Headcoach FC Bayern München:
„Wir wussten, dass Würzburg um die Playoffs kämpft und einen guten Basketball spielt. Das Team hat einen guten Coach und spielt an beiden Enden des Courts sehr diszipliniert. Wir haben heute eine sehr solide Verteidigung gespielt, vor allem gegen ihre beiden starken Guards haben wir einen richtig guten Job gemacht. Nur im dritten Viertel, als Würzburg nach der Halbzeit aggressiver gespielt hat, waren wir nicht konzentriert genug. Aber insgesamt haben wir ein sehr professionelles und solides Spiel abgeliefert und auswärts bei einem Team gewonnen, das in einer sehr guten Verfassung ist.“ 

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Foto: Viktor Meshko